Wie viel denn noch?

 

Wie viel denn noch?

Wie viel' Gelegenheiten wollt ihr uns noch nehmen?
Wollt ihr uns strafen oder wollt ihr uns nicht sehen?
Ihr bürgert uns Recht, wisst um gut und schlecht,
der Idealstaat im Taschenformat.
Seh´ die Kommandobrücken auf denen ihr steht,
nehmt nichts persönlich, doch auch nichts was euch entgeht.
Ihr sperrt uns die Zufahrten ab, Gewohnheiten werden schon knapp.

Was ist den schon dabei, wir denken uns frei,
so kann alles anders bleiben.
Wir leben fromm und froh im Anderswo
und lassen uns flussauf treiben.

Wer, wie, was, wieso, weshalb - warum?
Auch wer euch fragt bleibt am Ende dumm.
Ein kleines Verbot, so dass niemand tobt,
grad das letzte Wort, das im Kopf rumort.
Alles scheint offen, doch Kontrolle ist das Ziel,
alles was locker ist für euch stets Auswärtsspiel.
Ihr lest noch am 'Rad der Zeit', doch Orwell scheint nicht mehr weit.

Was ist den schon dabei, wir denken uns frei,
so kann alles anders bleiben.
Wir leben fromm und froh im Anderswo
und lassen uns flussauf treiben.

Heute noch Freigang hegt ihr längst Verdacht,
dass wir schon ahnen was ihr noch nicht überwacht.
So schürt ihr die Angst, die ihr täglich pflanzt,
ein trojanisches Pferd, das sich langsam leert.
Und lernen auf Stelzen zu gehen,
nur das Pferd bleibt betroffen stehen.
 

Musik/Text: Ralf Ewen © 2007
Background: Peggy Werdin


         3:30

Aufnahme 07.2007 / 320 kb


 

Es ist nur schwer zu übersehen, dass in diesem wie in anderen Ländern von Politik und Religion zunehmend mehr Verbote als Rechte "verabschiedet" werden - so nicht ganz richtig, denn zudem dürfen wir uns auch von immer mehr Rechten verabschieden: Lappalien wie Persönlichkeitsrecht, informationelle Selbstbestimmung ... Die Volkszählung von 1987 entlockt da im Rückblick nur noch ein müdes Lächeln und Ozeanien aus dem Roman 1984 scheint einigen Politikern (natürlich nur) aus Sicherheitsgründen gar nicht mehr so unsympathisch. Aufbegehren ist quasi vereinzelt wahrzunehmen, aber, darf man so was hier eigentlich noch schreiben?  

Musikalisch nähert sich der Song vielleicht eher den 80ern, nachdem mein alter M1 noch einmal ausgepackt und die letzten mehr Blues und Rock´n´Roll´-mäßigen Lieder "vergessen gemacht" werden wollten.

* Nicht herauszufinden, ob Herbert Grönemeyer der Schöpfer der Formulierung "Bleibt alles anders" ist, aber mir passte sie ins Konzept.

 

 

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